Under Milk Wood

Under Milk Wood – unter dem Milchwald

„Listen. It is night moving in the streets, the processional salt slow musical wind in Coronation Street and Cockle Rows, it is the grass growing on Llareggub Hill, dewfall, starfall, the sleep of birds in Milk Wood.“
(Dylan Thomas: Under Milk Wood, Phoenix 1995, p. 3)

Laugharne in South Wales

Ich will auf den Spuren von Dylan Thomas, dem berühmtesten walisischen Dichter, wandeln. Typisch Genie, führte er ein exzessives, ruheloses Leben. Mit nur 39 Jahren starb er 1953 an den Folgen seiner Alkoholsucht, bleibt aber durch seine Gedichte und das Hörspiel „Unter dem Milchwald“ unsterblich. Für heute bin ich mit meiner Freundin Kate und ihrer Tochter Miriam, verabredet.
Wir treffen uns im Treehouse. Ich wundere mich nicht, als vor uns am Tresen Julie Christie steht. Der Hollywoodstar lebt seit Jahren in der Nähe, genau wie viele andere berühmte Musiker und Künstler. Unaufgeregt, lässig, herzlich – das Geheimnis der Waliser. Kate schlägt vor, nach Laugharne zu fahren. Dort hat Dylan Thomas einige Jahre gelebt und im berühmten Boathouse geschrieben. Wir nehmem die landschaftlich schönere Küstenroute über Aberaeron und Cardigan und biegen dort auf die A478 nach Süden ab. Weil wir es nicht eilig haben, machen wir einen Zwischenstopp im hübschen Narberth und erreichen nach 2 Stunden die traumhafte Bucht von Carmarthen.

The Boathouse

Es ist so warm, dass wir uns ärgern, die Badesachen nicht eingepackt zu habe. Das Meer glitzert in der Sonne und die bunten Häuschen schimmern pastellfarben. Was für ein Anblick! Kein Wunder, dass der Dichter hier glücklich war. Wir stellen den Wagen in einer Seitenstrasse ab, denn zum Boathouse gelangt man nur zu Fuß über einen schmalen Pfad am Meer entlang. Am Hang reihen sich oberhalb weiße Ferienvillen unter üppigem Rhododendron, der Duft von wilden Rosen strömt aus den Gärten und dann entdecken wir das Boathouse. Unspektakulär aber idyllisch und unverfälscht thront es samt originalem Holzschuppen, in dem Thomas geschrieben hat, am Meer.

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Bevor wir uns dem kleinen Museum widmen, setzen wir uns auf die Terrasse und bestellen bei einem Studenten, der dem jungen Dichter wie aus dem Gesicht geschnitten scheint, Cappuccino und Sandwiches. Später spazieren wir durch den Ort, vorbei an Brown’s Hotel, wo Dylan Thomas Geschichten gegen Drinks tauschte.

MWalesDylan4Am Hafen steht ein Eiswagen, in dem ein älterer Herr in weißem Anzug mit roter Mütze Eis verkauft. Wir suchen uns eine Sorte aus, bekommen aber jeder eine andere. Auf Nachfragen zuckt der Eisverkäufer mit den Schultern und zeigt lächelnd auf sein Hörgerät.

„The windy town is a hill of windows, and from the larrupped waves, the lights of the lamps in the windows call back the day and the dead that have run away to sea. All over the calling dark, babies and old men are bribed and lullabied to sleep.“
(Dylan Thomas: Under Milk Wood, Phoenix 1995, p. 59)