Llangollen am Dee

Llangollen am Dee

„Ein reißender Fluß, der Dee, windet sich in tausend … Krümmungen, von dichtem Laubholz überschattet, durch den Wiesengrund, woraus schroff auf beiden Seiten die hohen Berge emporsteigen, die bald mit uralten Ruinen, bald mit modernen Landhäusern, zuweilen auch mit Fabrikstädtchen, deren turmhohe Feueressen dicken Rauch emporwirbeln, gekrönt sind.“ schreibt Fürst Pückler auf seiner Walesreise (Fürst Pückler reist nach England, Hrsg.H.CH.Mettin, München 1965)

Llangollen am Dee

Am Fluss Dee liegt das verträumte Städtchen Llangollen in den grünen Hügeln und lädt zum Verweilen ein. Wenn ich von Birmingham in den Norden hinauf fahre, lege ich hier gern eine Pause ein. so auch auf meiner diesjährigen Reise, die mich auf die Llyn Peninsula führte.
Eigentlich muss man sich mehr Zeit für den bezaubernden Ort nehmen. Die steinerne Bishop Trevor Bridge, die sich über den Fluss (der bei Hochwasser mächtig anschwellen kann) spannt, wurde 1345 unter Elisabeth I. erbaut. Man kann das Auto in der Stadtmitte auf einem öffentlichen Parkplatz abstellen und sollte die Stadt zu Fuß erkunden. Direkt am Flussufer erhebt sich die weiße Fassade des historischen Royal Hotel, in dem schon Königin Viktoria nächtigte. Essen und Trinken kann man gut im Tearoom an der Brücke, in FOUZI’s Café Bar & Pizzeria (Castle Street) oder im Pub vom Bridge End Hotel.
Historisch ist der Ort interessant und reich an Geschichten. Die Llangollen Mill, eine Wassermühle aus dem 18. Jhd., war erst Kornmühle, dann Weberwerkstatt und beherbergt heute ein Restaurant. Ein besonderes Highlight ist das Eisteddfod, ein Musikfest, das seit 1947 jedes Jahr Musiker aus aller Welt anzieht. Placido Domingo, Luciano Pavarotti, Nigel Kennedy, Elaine Page und viele andere berühmte Musiker traten/treten gern dort auf.

Bishop Trevor Bridge

Gegen Abend kam ich in Llangollen an und suchte mein Quartier, ein landschaftlich reizvoll gelegenes B & B auf der anderen Flussseite – suchen, denn man folgt ungefähr zehn Minuten einer einspurigen Straße durch Weiden und Wald die Hügel hinauf. Dann wird man mit einem grandiosen Blick auf die Ruine von Castell Dinas Bran belohnt. Und unterhalb liegt das liebevoll restaurierte viktorianische Haus Geufron Hall. Beth und Carlton betreiben nebenbei Landwirtschaft und was auf den Tisch kommt ist frisch und oft aus dem eigenen Garten. Wer Ruhe braucht und lange Spaziergänge durch die Hügel unternehmen möchte, ist hier genau richtig.

Breakfast at Geufron Hall

Als ich zur Ruine Dinas Bran hinaufwanderte tauchte die Abendsonne die bewaldeten Hügel in sanftes goldenes Licht. Schafe lagen an oder auf den Wegen und ließen sich nicht stören.

Castell Dinas Bran

Ein freundlicher Anwohner kam mir mit seinen beiden Retrievern entgegen. Ihm gehörte eines der malerischen Anwesen, die man nur über eine Schotterpiste erreicht. Auf meine Frage, wie das im Winter ist, erwiderte er lächelnd, man schneie schon mal ein, aber man sorge immer für genügend Feuerholz und gefüllte Kühltruhen und irgendwann käme ja der Traktor vorbei.

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Es ranken sich verschiedene Legenden um Castell Dinas Bran, das erst als Holzburg und im 13. Jhd. als steinerne Festung von Madoc ap Gruffydd errichtet wurde. Zerstört wurde die Festung wohl schon Anfang des 15. Jahrhunderts in den Kämpfen von Owain Glyndwr.

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