Gwydir Castle – märchenhaft

Gwydir Castle

Gwydir Castle – Snowdonia

„Come to the small gate and ring the brass bell.“, sagte man mir als ich mein Zimmer buchte. Und wie zu Zeiten von Katherine of Berain, Cousine von Queen Elizabeth I., fühlte ich mich als ich nach einem langen Wandertag in Snowdonia vor dem Castle ankam. 1570 lebte Katherine in dem zauberhaften Tudorschlößchen, das mit dem Babington Plot (1586) und dem Gunpowder Plot (1605) in Verbindung gebracht wird. Über die Jahrhunderte nächtigten zahlreiche illustre Gäste in den Mauern von Gwydir Castle, das am gleichnamigen Wald und dem Fluss Conwy liegt. U.a. betteten dort Lord Leicester, Inigo Jones (Vater des englischen Palladianismus) und King Charles I., vielleicht mit seinen Cavalieren, ihre müden Häupter zur Ruhe. Auch King George V. und Queen Mary waren 1899 zu Gast.

Dutch Garden

Lange vernachlässigt, wurde das Haus 1994 von Peter Welford und Judy Corbett gekauft und detailgenau restauriert. Nur zwei Zimmer werden vermietet – der King’s Room und die Beaufort’s Chamber. In letztere ziehe ich ein und bin der einzige Gast in den alten Mauern, die angeblich von Geistern heimgesucht werden. Ein riesiges Himmelbett mit schweren dunkelroten Samtvorhängen, eine Truhe und vergilbte Ölgemälde vervollständigen die historische Einrichtung. Authentisches Flair wird hier groß geschrieben und dafür verzichte ich gern mal auf den üblichen Hotelluxus.

Gwydir Castle view from Dining Room

Empfangen werde ich vom Verwalter, der mir im Dining Room Tee und Shortbread serviert – stilvoll auf einem Holztablett mit weißen Leinenservietten. Mir fällt die Wandvertäfelung auf und der Verwalter erzählt: die Wandvertäfelung, die barocke Tür und der Kamin, wurden 1642 von Richard Wynn eingebaut und 1921 komplett an den amerikanischen Zeitungsmagnaten William Randolph Hearst verkauft. 1956 ging das Ensemble an das Metropolitan Museum of Art in New York und 1996 wieder zurück nach Wales. Richard Wynn ließ sich auch eine eigene Kapelle auf dem Hügel gegenüber dem Castle errichten.

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Nach dem Tee klettere ich gleich hinauf, kann den unspektakulären Bau jedoch nur von Außen anschauen. Viel schöner sind die Gartenanlagen, zu Recht der Stolz von Peter und Judy. Vierzehn Pfauen leben in dem gepflegten Parkgelände und durchbrechen die Stille mit ihren melodischen Rufen. Morgens werde ich von einem Pfauenruf geweckt. Der prächtige Vogel hockt auf einem Mauervorsprung vor meinem Fenster und beäugt neugierig den Gast.

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Auf meine Frage nach einem guten Restaurant empfiehlt man mir das Meadow-Sweet-Hotel. Man könnte zu Fuß über die historische Brücke durch Llanrwst gehen, aber meine Beine sind nach einem Tag in den Bergen müde und ich nehme den Wagen. Das Hotel hat eine Terrasse, eine hübsche Bar und das Essen ist hervorragend! Der Amerikaner, der das Hotel führt, erzählt mir, dass es vor allem bei Trekkingtouristen beliebt ist und schon kommt eine Gruppe Franzosen herein und erzählt begeistert vom Snowdon und dem Pyg Trek.

Llanrwst, Snowdonia

 

Meadow Sweet Hotel Llanrwst

 

Ich verbringe eine letzte ruhige, geisterfreie Nacht in meinem Himmelbett und mache mich am nächsten Morgen nach einem Frühstück mit frischen Früchten und starkem Kaffee auf den Weg nach Bodnant Garden…

www.gwydircastle.co.uk