Aberdaron – Romanschauplatz in Das Erbe von Carreg Cottage
Geheimnisvolle Steine und ein dichtender Pfarrer
Aberdaron liegt am äußersten Ende der Halbinsel Llŷn und genau wie meine Romanheldin, Lilian, dachte ich nach jeder Kurve, jetzt müsste ich doch endlich da sein. Aber die lange Anfahrt lohnt sich – die Landschaft ist einmalig, archaisch, der Krabben- und Hummerfischerort malerisch!
Die weißgetünchten Häuser von Aberdaron, was Mündung des Daron bedeutet, drängen sich an den engen, extrem kurvigen Straßen, zwischen heidekrautübervwucherten Klippen. Im Roman beschreibe ich den Parkplatz am Visitor Centre hinter der alten Brücke direkt am Meer. Es gibt nur zwei Hotels im Ort und neben dem Gwesty Ty Newydd, von dem man einen herrlichen Blick über die Bucht hat, befindet sich die Kirche St. Hywyn.
Die Fundamente von St. Hywyn stammen aus dem 7. Jhd. doch es gab schon im 6. Jhd. eine Kapelle aus Holz. Die zweischiffige Kirche, die auf dem Hügel seit Jahrhunderten der See trotzt, fügt sich mit ihren grauen Steinen in die Umgebung. Auf dem Friedhof finden sich alte keltische Kreuze und die Wellen schlagen Tag und Nacht gegen die Friedhofsmauern.
Besonders faszinierend fand ich die beiden alten Grabsteine in der Kapelle von St. Hywyn. VERACIUS steht auf dem einen und SENACUS CUM MULTITUDINEM FRATRUM auf dem anderen. Grabsteine von Brüdern aus dem 6. Jhd., von christlichen Priestern, die von den Bewohnern verehrt worden waren. Ein seltenes außergewöhnliches Zeugnis. Ursprünglicher Fundort der Steine war der Berg Anelog auf der Llŷn. Was für eine Geschichte – wer waren diese Männer? Was dahinter steckt verrät „Das Erbe von Carreg Cottage“. 😉
Gegenüber der Kirche liegt der Tearoom, im Mittelalter die Suppenkirche für die Pilger, die nach Bardsey Island wollten. Es gibt zahlreiche heilige Orte auf der Llŷn, Quellen, Steine, Kreuze, Kapellen, die den Pilgerweg nach Bardsey markieren. St. Mary’s Well ist so eine Quelle und man wandert von Aberdaron über die Klippen dorthin.
In St. Hywyn machte mich der freundliche Pfarrer auf die kleine Bibliothek aufmerksam, die dem Wirken seines berühmten Vorgängers gewidmet ist – R.S. Thomas (1913 – 2000). Der eigenwillige Mann zeigte, dass man ein walisischer Dichter und anglikanischer Pfarrer sein und für den Nobelpreis der Literatur nominiert werden kann. Thomas hegte eine tiefe Verbundenheit zu seiner Heimat und seine Gedichte sprechen von walisischen Mythen, der einmaligen Natur, dem kargen bäuerlichen Leben und christlichen Traditionen.
R.S. Thomas Ffynnon Fair (St. Mary’s Well)
They did not divine it, but
they bequeathed it to us:
clear water, brackish at times,
complicated by the white frosts
of the sea, but thawing quickly.
Ignoring my image, I peer down
to the quiet roots of it, where
the coins lie, the tarnished offerings
of the people to the pure spirit
that lives there, that has lived there
always, giving itself up
to the thirsty, withholding
itself from the superstition
of others, who ask for more.
(zitiert aus: Dewi Roberts: A Llŷn Anthology,2008)