Special 1 – einer der Schauplätze von Ein Sommer in Wales ist  – Llanerchaeron.

Llanerchaeron gehört zum National Trust und ist eines der ganz wenigen Beispiele für einen selbständigen walisischen Landadelssitz des 18. Jahrhunderts. Selbstständig bedeutet, dass die Lewis Familie, die den Besitz zehn Generationen lang bewirtschaftete, wirtschaftlich unabhängig war – die ausgedehnten Ländereien erlaubten Viehzucht und Ackerbau. Die Wälder lieferten Wildbrett für die herrschaftliche Tafel und bekannt wurde Llanerchaeron für seine Käseproduktion.

Das historische Landgut liegt südlich von Aberaeron. Im Sommer folgt man einer gewundenen schmalen Landstraße, die durch herabhängende Weiden in einen grünen Tunnel verwandelt wird. Das letzte Wegstück ist ein einspuriger Feldweg, der durch satte Wiesen, vorbei an Teichen und der Parkanlage des Gutes führt. Langsam sollte man fahren, denn es gibt nur eine Ausbuchtung, in der man zur Not dem Gegenverkehr Platz machen kann…

Neben dem wunderschönen Park mit Ententeich inklusive Rettungsring (!) kann man durch den Kräutergarten, der sich hinter hohen Mauern verbirgt, spazieren, oder die alten Stall- und Wirtschaftsgebäude erkunden. Hühner, Schweine und Gänse werden noch gehalten und auch die Hofkatze zeigte sich.

Das Highlight von Llanerchaeron ist aber das gelbe Herrenhaus, besser bekannt als die Nash Villa. John Nash (1752 – 1835) zählt zu Großbritanniens berühmtesten Architekten. Als Sohn walisischer Eltern in London geboren, lernte Nash anfangs bei Sir Robert Taylor. Unter anderem arbeitete Nash später an der Kathedrale von St. David’s, am Buckingham Palast, entwarf Regent’s Park, Marble Arch, und baute zahlreiche Villen. Llanerchaeron ist ein Musterbeispiel für Harmonie in jedem Detail – symmetrische Türen, Fenster mit perfekten Ausblicken auf das Landschaftsidyll, runde Wände und exquisite Stuckarbeiten.

Auch heute lädt die Villa zum Eintauchen in eine vergangene Epoche ein. Steht man in den cremefarbenen Räumen, in denen viktorianische Zeitungen auf dem Sofa liegen, das Badezimmer mit frischen Handtüchern bestückt ist und ein älterer Herr im Tweedjackett einem das Leben in den Gesinderäumen erläutert, scheint das Haus wieder zum Leben zu erwachen. Vor allem die Gesinderäume haben Downton Abbey Qualität 🙂

Sehr interessant ist auch die Pamela Muriel Ward (1908 – 1994) Sammlung. Die illustre weitgereiste und unabhängige Mrs Ward vermachte ihre Sammlung, bestehend aus Schmuck, Antiquitäten, Spielzeug und anderen Kuriositäten, dem National Trust. In Llanerchaeron fanden sich Räume, um die Sammlung der Öffentlichkeit zu zeigen.

Ich habe meinen Besuch dort sehr genossen und gern den freundlichen Mitarbeitern zugehört, die zu jedem Stück eine interessante Geschichte zu erzählen wissen.

Öffnungszeiten zwischen 10:30 und 17:00. Man sollte die Ferien beachten und in der Vorweihnachtszeit gibt es im Hof einen viktorianischen Weihnachtsmarkt!