Borth und Ynyslas
Borth, ein verträumtes kleines Fischerdorf, liegt fünf Meilen nördlich von Aberystwyth in der Bucht von Cardigan. Es lohnt sich zu jeder Jahreszeit, den Abstecher an die Küste zu machen, denn Borth hat nicht nur einen wundervollen Strand und einen schönen Golfplatz, sondern auch die herrlichen Dünen von Ynyslas mit dem Naturschutzgebiet Cors Fochno. Das einmalige Naturschutzgebiet liegt direkt an der Mündung des Flusses Dyfi. Von hier hat man einen großartigen Blick über die Mündung, das Meer und auf die gegenüberliegenden Klippen mit dem malerischen Fischerörtchen Aberdovey.
Cors Fochno, auch Borth Bog (Moor) genannt, die Dünen von Ynyslas und das Dyfi Gebiet gehören zum einmaligen Dyfi National Nature Reserve – Teil des UNESCO Biosphären Reservates. Salzwiesen, Moor und Dünen sind den Gezeiten unterworfen und Heimat zahlreicher seltener Tier- und Pflanzenarten.
Manchmal bin ich nur zum Schwimmen und am Strand faulenzen dort, dann gehe ich spazieren und lasse die Gedanken fliegen. Wenn mein Blick über die weite Bucht schweift, das Meer an den Strand brandet, die Möwen schreien und in der Ferne die Silhouette von Aberdovey durch den Dunst schimmert – denke ich an all die Menschen, deren Leben eng mit dem Meer verbunden ist. Borth hat eine lange dramatische Geschichte von Seefahrern und Fischern.
Man braucht nur ein wenig in den Familienregistern zu stöbern und findet in fast jeder Familie von Borth Mitglieder, die im 19. Jahrhundert als Matrosen oder Kapitäne auf den Weltmeeren unterwegs waren. Die Menschen in Borth führten bis ins frühe zwanzigste Jahrhundert ein hartes entbehrungsreiches Leben. Die Frauen tauschten oft den Heringsfang gegen Kartoffeln, welche die umliegenden Farmer für sie anbauten. Es gab zahlreiche Frauen wie Mary Hughes, die Mann und Söhne 1845 beim Untergang der Betsy verlor. Es kam auch vor, dass die Kapitäne ihre Frauen mit aufs Schiff nahmen. So begleitete Anne ihren Mann, Kapitän John Williams, auf der Granville und der General Picton nach Indien und Neuseeland. Violet fuhr mit ihrem Mann, Thomas Enos, nach Buenos Aires und Russland. Während der Weltkriege leisteten Einwohner aus Borth Kriegsdienst bei der Marine – Männer wie Frauen.
Und schließlich gibt es den untergegangenen Wald, die sagenhaften, geheimnisvollen Baumstümpfe, die aus dem Meeresgrund auftauchen, wenn sich die See bei Ebbe aus der Bucht zurückzieht. Vor tausenden von Jahren war diese Bucht bewaldet, bedeckte fruchtbares Land die Ebene, lebten Menschen in Dörfern. Eine Katastrophe ließ zuerst den Wald versinken, Torf bedeckte die Bäume, versteinerte die Baumstümpfe und konservierte sie im Meeresgrund. Wissenschaftlich erklärt sich die Konservierung durch den Mangel an Sauerstoff und die alkalischen Bedingungen, die das Holz vor dem Meerwasser schützten.
Doch die Legende von Cantre’r Gwaelod erzählt eine ganz eigene Geschichte – den Untergang eines Königreiches, den Verrat des Gefolgsmannes, Seithenin, der seine Wacht an den Schleusen vernachlässigte, so dass die Deiche unter der Sturmflut brachen. Und seitdem läuten die Glocken von Cantre’r Gwaelod, wenn Gefahr droht …